3. Lüdische Lauschnacht – Wieder toll – na klar!!!

3. Lüdische Lauschnacht – Wieder toll – na klar!!!

Zum 3. Mal hatte die Bürgerstiftung Großenlüder zur Lüdischen Lauschnacht auf den Hof der Familie de Beisac eingeladen. In diesem Jahr war die Planung herausfordernd. Eine ganze Weile war nicht klar, ob die Bürgerstiftung die Veranstaltung wegen Corona überhaupt durchführen kann. Ein gut durchdachter Plan, das Hygienekonzept und jede Menge Optimismus und viel Engagement von Karola und Guido de Beisac machten es möglich! Am Freitag, den 18.09.2020 um 14.30 Uhr öffnete sich der Bauerhof für die Erzählveranstaltung für Kinder ab 5 Jahren. Bei strahlendem Sonnenschein lauschten 30 Kinder den Geschichten der Erzählenden Tanja Mahn Bertha, Gudrun Rathke, Rainer Mensing und Heike Münker. Erzählt wurde im Freien in Kleingruppen von 10 Personen mit viel Abstand zueinander. Und dennoch waren die Kinder wie gebannt, als der Indianer den Wolkenfresser besiegte, die Riesen sich stritten und wieder vertrugen und wie mutig auch kleine Enten sein können.

Zufrieden und mit leuchtenden Augen gingen Kinder und Eltern nach Hause.

Am Abend stand das Erwachsenenprogramm unter dem Motto „Wunsch Traum“ auf dem Programm. Insgesamt 62 Personen konnten unter den aktuellen Vorgaben in der ausgeräumten Maschinenhalle Platz nehmen. Die vier Erzählenden nahmen ihr Gäste mit in das Reiche der Träume und der Wünsche.
Klaus Schönherr, stellvertretender Vorsitzender, begrüßte im Namen der Bürgerstiftung Großenlüder alle Gäste und freute sich, dass die Bürgerstiftung ihr 10-jähriges Jubiläum, welches jetzt ein Jahr lang gefeiert wird, mit dieser tollen Veranstaltung beginnt. Tanja Mahn-Bertha eröffnete den Abend mit der Geschichte „Der Wunschring“. Darin musste die schwierige Entscheidung getroffen werden, was man sich denn wünscht, wann man einen Ring hat, der einem genau einen Wunsch erfüllt.

Gudrun Rathke nahm die Zuhörenden mit auf einen Leuchtturm, wo der Leuchtturmwächter eine wundersame Begegnung mit einer Robbenfrau erlebte.
Heike Münker erzählte von einer jungen Frau, die ihre Wünsche auf Zettel schrieb und sie dem Wind übergab. Der Wind verteilte sie auf seine Weise in der Stadt. Mit viel Wortwitz und ungeheuer pointiert erzählte Rainer Mensing die Geschichte von der Brücke der Wünsche. Wer diese Geschichte nachhören möchte, findet sie im Podcast der ARD.

Der erste Teil des Programms endete mit der Geschichte der Schneiderin der Träume, in der Heike Münker von den Irrungen und Wirrungen einer Dienstreise berichtete.

Nach 20 Minuten Pause, in der man sich mit abgepackten Häppchen und Getränken versorgen konnte, startete die 3. Lüdische Lauschnacht in den zweiten Programmteil.

In der Geschichte „Lied des Flusses“ erzählt Rainer Mensing davon, dass die Liebe auch tragisch enden kann. Gibt es Bäume, die bis in die Wolken wachsen können und was ist denn überhaupt über den Wolken zu finden? Diese Fragen stellte sich Tanja Mahn Bertha. In der nächsten Geschichte erzählte Heike Münker von der Tischlerei Nummero 7, in der sich allerlei aufregende, tragische und wegweisende Begegnungen ergaben. Zum Ende erfrischte Gudrun Rathke mit der heiteren Geschichte in ihrem österreichischen Zungenschlag, in der einem Bergbauern ein Kürbis als Rossei verkauft wurde.

Ein wahrlich vielfältiges Programm mit Tiefgang und Humor, mit überlieferten Märchen und modernen Geschichten, die die Erzählenden selbst erfunden hatten.

Einen großen Dank an Guido und Karola de Beisac – sie hatten unglaublich viel Arbeit mit dem liebevollen Herrichten des Hofes für diesen Event geleistet. Dank auch dem einzigartigen Publikum. Die Gäste waren sehr gute Zuhörerinnen und Zuhörer. Man spürte, dass sich die Menschen nach kulturellen Angeboten sehnen, die durch Corona sehr zurückgefahren werden mussten. Vielen Dank auch an den Musikverein Bimbach für die Technik und Stefan Nüchter für den Aufbau und das Bedienen der Technik.

Mit genügend Abstand klang ein wunderbarer Geschichtenabend am Lagerfeuer aus. Viele Stimmen bedankten sich und fragten, wann die 4. Lüdische Lauschnacht in 2021 stattfindet. Das scheint ein Auftrag an die Bürgerstiftung zu sein und hört sich nach Wiederholung an.

Franz Habersack und sein Rhöner Platt bei der Bürgerstiftung in Großenlüder im Lüderhaus

Franz Habersack und sein Rhöner Platt bei der Bürgerstiftung in Großenlüder im Lüderhaus

„Hônnôtzwanzich Hektar, verzich Ferglsäu un ledich“, so beginnt die Ein-Mann-Schow und jeder weiß, wer das sagt: Franz Habersack, der Mundartkomödiant aus der Rhön.

Die Bürgerstiftung hatte den Rhöner Platt-Schwätzer, im tatsächlichen Leben Michael Bleuel, anlässlich ihrer Stifterversammlung eingeladen.

Michael Bien und Franz Habersack

Die Aufgabe der Verfasserin dieses Artikels in der Bürgerstiftung ist die Öffentlichkeitsarbeit und so muss sie zu diesem Abend eine Pressemitteilung über die Stifterversammlung und den vergnüglichen Abend mit Franz Habersack schreiben.
„Oh je“, stellt sie schnell fest. „Mit meinen mageren Kenntnissen des Großenlüderer Platts bin ich diesem Feuerwerk aus dem Mund eines solchen Wortakrobaten nicht gewachsen.“

Also wird sie eher das atmosphärische Erleben beschreiben. Natürlich fällt ihr dazu ein völlig „Rhön-untypischer Satz“ ein, nämlich: „Was ein cooler Typ.“
Dabei sieht er gar nicht cool aus, sondern so, wie ein Rhöner Bauer halt aussieht, Strohhut und Cordhose. Und sofort nach seiner Vorstellung glänzt er mit dem Wort „Ebbes“. „Ebbes is nüscht und nüscht is auch ebbes“, oder „Wenn ebbes vorbei is, gibt´s ebbes Neues.“ Das versteht die Schreiberin noch gut.

Die Zuschauer, die in Lachsalven sich ergießen, erfahren etwas über sein Elternhaus: „Meine Oma war eine naturmedizinische Konifere“, ihr schwant, dass er Koryphäe gemeint haben könnte. Mit der Oma hat er es sehr gerne. Sie sieht beim Arzt ein Abziehbild eines Neonazis mit Glatze und Springerstiefel und hat Mitleid: „Erst Chemo, jetzt orthopädische Schuhe.“ Ja, da kann man schon mal schlucken.
Natürlich fehlt in Habersacks Familie der berühmt berüchtigte Budeonkel nicht.

Die Gäste erfahren seine Erlebnisse in der Fitnessbude mit anschließender Sauna und die einer Kreuzfahrt auf dem Nil, die Habersack gewonnen hat. „Es ist sehr arm dort und es heißt Morgenland, weil sie immer mit Nachthemden rumlaufen.“

Es scheint, den Höhepunkt erreicht Bauer Habersack, als er am Fuldaer Busbahnhof mit einem jugendlichen Rapper in ein sprachliches Duell geht. Mit den Worten: „Was will der, wir Rhöner haben den Rap erfunden“, legt er los. Seine Gestik, sein Mundwerk, sein Dialekt, er hat sofort den Rap-Flow drauf, nämlich das Zusammenspiel von Sprache und Text, vermixt mit entsprechender Körperhaltung und dem unübertroffenem Yeah (allerdings ist das ja wohl ein Stilbruch, weil nicht Rhönerisch).
Alles in allem ein gewaltiger Zungenbrecher-Vortrag.

Die Zuschauer sind hingerissen und natürlich lassen Sie Franz Habersack nur mit einer Zugabe von der Bühne gehen. Und die hat es in sich. Handelt sie doch von einer seiner Lieblingsspeisen, dem Kartoffelsalat, wie ihn seine Mama machte, mit Speck und Zwiebeln. Doch diese Geschichte zu erzählen wagt die Scheiberin nicht. Dazu müssen die Leser selber mal in eine Veranstaltung mit Franz Habersack, alias Michael Bleuel, gehen.

Mit sichtlicher Laune und im Corona-bedingtem Abstand bedankte sich Jürgen Bien, der Vorsitzende der Bürgerstiftung Großenlüder, bei Michael Bleuel für seinen energiegeladenen Vortrag auf Platt und überreichte ihm ein Gastgeschenk.